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Gesundheit

Früchte und Fructose

Fluch oder Segen?

Saftige Ananas. Fruchtige Mangos. Knackige Äpfel. Butterweiche Birnen.

Kein natürliches Lebensmittel spricht unsere Sinne so umfassend und verlockend an wie Obst. Leuchtende Farben, inspirierende Düfte. Die verschiedensten Geschmackssorten von mild-aromatisch bis fruchtig-süß. Sämtliche Formen. Glatte, samtige bis narbige Haut. Knackig. Weich. Cremig. Herb. Es ist alles da.

Dennoch liest man in Artikeln über Gesundheit immer wieder, dass man davon nur höchstens 300 g am Tag essen dürfe, denn vor allem süße Früchte würden viel Fruchtzucker enthalten. Fruchtzucker sei aber schädlich und würde nicht nur krank, sondern auch dick machen.

Was ist nun eigentlich dran an der gefährlichen Fructose? Sind Früchte wirklich so schädlich?

Fructose – Wo ist sie drin?

Fructose ist eine natürlich vorkommende chemische Verbindung. Sie gehört als Einfachzucker oder Monosaccharid zu den Kohlenhydraten und schmeckt doppelt so süß wie Glucose (Traubenzucker).

Fructose kommt in der Natur vor allem in Kernobst und einigen exotischen Früchten wie Bananen, aber auch in Honig vor, in Gemüse und Getreide in geringen Mengen. Nur in tierischen Produkten wie Fleisch, Fisch und Milchprodukten und in Sojaprodukten wie Tofu ist sie nicht zu finden. In den meisten Lebensmitteln kommt sie immer im Doppelpack mit Glucose, in leicht verschiedenen Verhältnissen.

Den Hauptteil der Fructose nehmen wir allerdings in Form des Disaccharids Saccharose auf, unserem gewöhnlichen Haushaltszucker. Er besteht zu 50 % aus Glucose und zu 50 % aus Fructose, also fifty-fifty. Seit einiger Zeit findet man sie auch vermehrt in Form des berühmt berüchtigten »High Fructose Corn Syrups« aus den USA, den man seit der neuen Zuckermarktverordnung vom 1. Oktober 2017 nun auch in Deutschland umfassender verwenden darf. Er besteht auch zu fast 50 % aus Glucose und Fructose und wird aufgrund des sehr süßen Geschmacks, der guten Wasserlöslichkeit und der vergleichsweise billigen Herstellung gern zum Süßen von Softdrinks und in Fertigprodukten wie Soßen, Ketchup, Fertigpizzen, Dosenfrüchten, Cerealien, Joghurts, Eiscremes und süßem Gebäck verwendet.

Wie viel Fructose nehmen wir zu uns?

So individuell die Gewohnheiten, so verschieden der Gebrauch. Aber schauen wir uns einmal den Durchschnittsverbrauch der fructosehaltigsten Lebensmittel in Deutschland an. Bis 2017 war in Deutschland Zucker aus Zuckerrüben das Süßungsmittel Nr. 1. Der Durchschnittsverbrauch von Zucker pro Person liegt bei rund 35 kg im Jahr, unabhängig von allen anderen Süßungsmitteln. Das sind ungefähr 96 g Zucker pro Tag, also 48 g Fructose.

Und wie sieht es mit Obst aus? Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt mindestens 250 g oder zwei Stück Obst am Tag. Laut »Statista« betrug im Berichtsjahr 2017/2018 der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch von Obst rund 69,5 kg, also nur 190 g pro Tag. Wären das ausschließlich Äpfel mit dem fast höchsten Fructosegehalt von 5,7 g pro 100 g, wären das ungefähr 11 g Fructose pro Tag aus Früchten.

Glucose und Fructose – ihr Weg in unserem Körper

Obwohl Glucose und Fructose beide zu den Einfachzuckern gehören, verwertet der Körper sie unterschiedlich.

In lebenden Organismen ist Glucose die Hauptenergiequelle. Jeden Tag, jede Sekunde verbrauchen die Zellen des Körpers große Mengen an Energie; als Treibstoff dient ihnen hauptsächlich Glucose. Allein das Gehirn verbrennt rund 140 g Glucose am Tag. Glucose wird – im Gegensatz zu langkettigen Kohlenhydraten – direkt aus dem Darm ins Blut aufgenommen, und zwar sehr zügig. Von dort gelangt sie weiter zu den Zellen, wo sie in Energie umgewandelt oder gespeichert wird. Deshalb tun uns süße Dinge so gut, besonders wenn wir einen Bärenhunger haben.

Im Gegensatz zu Glucose ist der Körper auf Fructose nicht wirklich angewiesen. Der Körper formt sie erst in einem Zwei-Schritte-Metabolismus in andere Stoffe um, bevor er sie nutzen kann. Das geschieht an verschiedenen Stellen im Körper: im Dünndarm, in der Leber, in der Niere und der Bauchspeicheldrüse. Die erste Station ist – anders als meist angenommen – der Dünndarm.

Fructose im Dünndarm

Zuerst spaltet der Dünndarm Mehrfach- und Zweifachzucker in Zweifach- und Einfachzucker auf. Fructose wird dann über Transporter in die Dünndarminnenwände geschleust. Dort – und nicht wie früher angenommen nur in der Leber – wird sie in Glucose, Galactose, Glycerat und eine Vielzahl organischer Säuren umgewandelt und durch die Dünndarmaußenwände zu den Körperzellen weitergeleitet.
Ab einer bestimmten Menge Fructose muss der Dünndarm allerdings »die weiße Fahne hissen«. Ab ungefähr 1 g Fructose pro kg Körpergewicht fand man bei Untersuchungen vermehrt Fructose in der Pfortader auf dem Weg zur Leber. Sie wurde also vom Dünndarm nicht mehr verarbeitet.

Man nimmt an, dass der Dünndarm durch seine eigene Verarbeitung von Fructose die Leber vor Überlastung schützen möchte. Das geschieht aber auch auf einem anderen Weg: dem Dickdarm. Sind nämlich nicht genügend Transporter vorhanden, um die Fructose aus dem Darminhalt in die Dünndarminnenwände zu transportieren, schiebt der Dünndarm die überflüssige Fructose einfach weiter in den Dickdarm, wo sie durch Bakterien vergärt und danach ausgeschieden wird.

Dabei macht es allerdings einen Unterschied, ob Fructose in Form von Sirup oder Saft oder in Form von ganzen Früchten kommt. Je langsamer die Fructose durch den Darm rutscht, desto besser wird sie bereits vom Dünndarm verarbeitet. Rast sie durch wie ein Eilzug – was durch die Abwesenheit von Ballaststoffen geschehen kann – wird zum einen die Leber sehr viel schneller überflutet, und andererseits auch der Dickdarm mit seiner ausgeklügelten Bakterienflora. Das hat Auswirkungen auf unseren ganzen Körper. Besonders schädlich wären süße Getränke zwischen den Mahlzeiten, vermutet man in neueren Studien.

Geniale Anpassung

Und dabei ist der Dünndarm in seiner Logistik erstaunlich anpassungsfähig. Für Glucose gibt es verschiedene Transporter in unterschiedlichen Bereichen des Darms, in der Niere, der Leber und im Muskelgewebe. Fructose kann nach derzeitigem Wissensstand aber nur von zwei verschiedenen Transportern aus dem Dünndarm transportiert werden: den sogenannten Glucose-Transport-Proteinen 5 und 2, kurz GLUT-5 und GLUT- 2. GLUT-2 Transporter können neben Fructose auch die Einfachzucker Glucose, Galactose und Mannose transportieren. Der (fälschlicherweise so genannte) GLUT-5-Tranporter hingegen gilt als Haupttransportsystem für Fructose und transportiert lediglich diese. GLUT-5 transportiert Fructose aus dem Darminhalt in die Darminnenwände und GLUT- 2 transportiert Glucose und Fructose aus den Darmwänden in die Blutbahn.

GLUT-5 ist also der Lastwagen zwischen Darminhalt und den Darminnenwänden und transportiert Fructose in die Darmzellen. Ist zwischen der intra- und extrazellulären Konzentration ein Gleichgewicht erreicht, also gleich viel Fructose in den Zellen wie im Darm, wird Fructose nicht mehr aufgenommen. Diese Aufnahme »entlang des Konzentrationsgradienten«, also von der höheren zur niedrigeren Konzentration, führt dazu, dass Fructose niemals vollständig aus der Nahrung aufgenommen wird. Vor allem Kleinkinder spüren das in Form von Durchfall, wenn sie zu viel Obst essen.
Bei Erwachsenen wird mit zunehmender Menge Saccharose und Fructose auch mehr GLUT-5 gebildet und das über einen Zeitraum von ungefähr drei Tagen. Das heißt: Nehmen wir drei Tage lang verstärkt Fructose auf, natürlich im gesunden Rahmen, baut der Darm sich die Lastwagen selbst und managt die Logistik in dieser Weise. Essen wir wieder weniger Fructose, werden die Lastwagen wieder demontiert und man fährt zurück auf ein niedrigeres Niveau.

Wenn Früchte Bauchschmerzen machen

Trotzdem kann Fructose (auch in Früchten) zu Bauschmerzen führen, und zwar dann, wenn im Dünndarm der TransporterGLUT-5 defekt oder in nicht ausreichender Menge vorhanden ist oder (beispielsweise durch Sorbit) blockiert wird, oder eben bei zu schneller Dünndarmpassage. Dann kann Fructose nicht mehr oder nur unzureichend aufgenommen werden, gelangt in den Dickdarm und kann zu Durchfall und einem Blähbauch führen. Rund ein Drittel der Deutschen leiden heute unter einer Fructosemalabsorption bzw. Intestinalen Fructoseintoleranz. Ganz selten kommt jedoch Fructoseintoleranz auch als Erbkrankheit vor (1:20.000 bis 1:130.000).

Oft liegt die Schwierigkeit aber auch an einer Dünndarmfehlbesiedlung, die man häufig nur schwer von einer Fructosemalabsorption unterscheiden kann, zumal beide nicht selten zusammen auftreten. Ursachen für eine Fehlbesiedlung können eine Schädigung der Darmflora durch Umweltbelastungen sein (zum Beispiel durch Antibiotika, Nahrungsmittelallergien und Schwermetallbelastungen), oder Magen-, Leber- und Bauchspeicheldrüsenerkrankungen, eine ungenügende Schließung der Ileocaecalklappe, eine Störung der Darmbewegung, chronische Verstopfung aufgrund verlangsamter Darmmotilität und auch Stress.

Fructose in der Leber

Um die Zufuhr von Fructose gut zu regulieren, wird sie also im Dünndarm aufgenommen, und zwar langsamer als Glucose, durchläuft bei ihrer Verwertung den oben genannten Zwei-Schritte-Metabolismus, und der Rest wird an die Leber weitergeleitet, weil die meisten anderen Zellen Fructose nicht verarbeiten können.

In der Leber wird sie dann in DHAP und GAP umgewandelt, Zwischenprodukte des Glucosestoffwechsels, egal ob sie gebraucht werden oder nicht. Ist genug davon vorhanden, werden DHAP und GAP zu Glucose, Lactat und Fettsäuren verstoffwechselt. Das Fett wird als Depotfett, als Fetttröpfchen zwischen den Muskelfibrillen und auch als Leberfett (nicht-alkoholische Fettleber) eingelagert. Das ist der erste Grund, warum zu viel Fructose tatsächlich krank und dick machen kann. Weiterhin wird ein Prozess aktiviert, wodurch Enzyme für die Fettbildung hergestellt werden.

Fructose, der Gaumen und die Sättigung

Außerdem scheint einer Studie von 2015 zufolge Fructose im Gegensatz zu Glucose weniger zu sättigen und auch andere Regionen im Gehirn zu stimulieren. Nach dieser Studie sieht es so aus, dass Fruchtzucker im Vergleich zu Glucose das Belohnungssystem im Gehirn weniger aktiviert, was wahrscheinlich mit der Ausschüttung von Insulin und der damit verbundenen Ausschüttung von Dopamin zusammenhängen könnte. Das heißt: Bei reiner Fructose ist man weniger satt, fühlt sich weniger zufrieden und möchte daher gern mehr essen. Betroffen sind vor allem gesüßte Diabetikerprodukte, bei denen Glucose gegen Fructose ausgetauscht wurde, um die Ausschüttung von Insulin zu umgehen. In Früchten, Honig & Co kommen Glucose und Fructose ja immer im Zweierpack.

Und dann ist da die Sache mit dem Leptin. Leptin ist ein Hormon, das hauptsächlich in den Fettzellen produziert wird. Als ein Signalmolekül vermittelt es dem Gehirn, wie gut die Fettdepots gefüllt sind. Sind ausreichend Fettreserven vorhanden, hemmt Leptin das Hungergefühl. Ein übermäßiger Fructosekonsum kann aber zu einer Leptinresistenz führen. Das bedeutet: Die Signalübertragung des Sättigungsgefühls funktioniert nicht mehr. Der Körper reagiert nicht mehr auf dieses Hormon und die Sättigung bleibt aus.

Krank durch zu viel isolierte Fructose

Zuviel isolierte Fructose – also Fructose in Sirup & Co – kann auch andere Krankheiten begünstigen. So entstehen beim Fructose-Abbau in der Leber große Mengen an Harnsäure. Ein erhöhter Harnsäurespiegel kann zu Gicht oder auch zu Nierensteinen führen, aber auch die Sensibilität der Zellen gegenüber Insulin beeinträchtigen und so zu einer Insulinresistenz führen und damit Diabetes Typ II begünstigen. Eine hohe Fructosezufuhr fördert weiterhin Bluthochdruck und das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen (Metabolisches Syndrom).

Dafür ist allerdings eine sehr hohe Aufnahme isolierter Fructose mit gleichzeitiger Erhöhung der Kalorienzahl und Bewegungsmangel nötig, keinesfalls aber eine Ernährung mit reichlich Früchten.

Ergebnisse der Studien

Neuere Studien zeigen: Obwohl es bei vermehrter Fructoseaufnahme in isolierter Form bei gleichbleibender Kalorienzahl selbst bei gesunden Menschen kurzfristig zur Erhöhung der Blutfettwerte kommt, kann der Körper die Auswirkungen gut kompensieren bei bis zu 1,5 g Fructose pro kg Körpergewicht. Gravierender sind die Folgen bei erhöhter Kalorienzahl, Vorerkrankungen und Bewegungsmangel. Wirklich erhebliche Auswirkungen zeigen sich bei zusätzlichen 3 g Fructose pro kg Körpergewicht in flüssiger Form.

Gesundheitliche Schäden entstehen also ab ungefähr 1,5–2 g Fructose pro kg Körpergewicht zusätzlich zur normalen Ernährung. Bei einer 70 kg schweren Person wären das regelmäßig 140 g Fructose oder 280 g Haushaltzucker, oder anders: ein Liter Cola (110 g Zucker), eine halbe Tafel Schokolade (26 g Zucker) und eine Tüte Gummibärchen (150 g Zucker). Oder 2,2 l Apfelsaft.

Bei gesunden jungen Männern, die zweimal 30 Minuten pro Tag Rad gefahren sind, konnte allerdings keine Erhöhung der Blutfettwerte beobachtet werden.

Fructose und Bewegung

Vor allem im Sport weiß man die verschiedenen Verwertungswege von Glucose und Fructose ja besonders gut zu nutzen. Glucose wird schnell oxidiert, kann aber eine Oxidationsrate von 60–70 g/h nicht übersteigen, da dann der Transportmechanismus durch die Darmwand bereits ausgelastet ist und pro Zeiteinheit nicht mehr Glucose absorbiert werden kann. Die Oxidationsrate von Fructose liegt bei nur ca. 30 g/h. Diese unterschiedlichen Oxidationsraten der Kohlenhydratarten sind unter anderem auf die verschiedenen, schon beschriebenen Absorptionswege zurückzuführen. Kombiniert man nun in Sportgetränken Kohlenhydrate aus verschiedenen Gruppen, so können höhere Oxidationsraten erreicht werden, da der Körper auf die Fructose zurückgreifen kann, wenn er aus zusätzlicher Glucose keine Energie mehr gewinnt. Damit kommen pro Zeiteinheit mehr Kohlenhydrate im Organismus an, und stehen der Oxidation zur Verfügung. Die höchsten Oxidationsraten wurden mit einer Mischung aus Glucose und Fructose erreicht.

Fructose für Langzeitausdauer

Das heißt: Glucose spendet schnell Energie, und Fructose etwas langsamer. Damit stellen beide eine perfekte Kombination dar, vor allem in Kombination mit Ballaststoffen und langkettigen Kohlenhydraten und zu regelmäßigen Mahlzeiten, also nicht als Zwischensnacks ohne Hochleistungssport.

Fructose und ihre Geschichte

Ist Fructosesirup nun schlechter als glucosebasierte Süßungsmittel?

In Sachen Fructose ist man in der heutigen Forschung wieder »back to future«. 1915 berichtete Elliot Joslin, ein Diabetologe aus den USA, dass der Körper Fructose (auch bekannt als Levulose) anders verarbeitet als Glucose und empfahl sie in geringen Mengen für die Ernährung von Diabetikern. Dieses Vorgehen hielt sich ungefähr bis zur Jahrtausendwende. Aber 2002 begann man, vor Fructose zu warnen, denn sie könne schädliche Auswirkungen auf den Blutfettspiegel mit den entsprechenden Begleiterscheinungen haben. Man nahm an, dass das starke Übergewicht in den USA mit der Verwendung von Fructose zusammenhängen könnte. Die daraufhin durchgeführten Studien legten aber nahe, dass Fructose zumindest nicht schlechter ist als glucosebasierte Süßstoffe. Außerdem gilt zu bedenken, dass in den meisten Süßungsmitteln Fructose mit Glucose verbunden ist und Glucose nicht gänzlich ersetzt.

Die bessere Alternative

Ein kalorienhaltiges Süßungsmittel mit einem anderen zu ersetzen, wäre jedenfalls grundsätzlich nicht die Antwort auf gesundheitliche Probleme. Das Ziel sollte eher sein, die Aufnahme von leeren Kalorien aus Süßungsmitteln und Weißmehlprodukten zu minimieren und lieber nährstoffreiche Lebensmittel zu sich zu nehmen, die reich sind an Ballaststoffen, Mineralien, Vitaminen und Spurenelementen, wie Vollkorngetreide, Früchte, Gemüse, Nüsse und Hülsenfrüchte.

Der Segen der Früchte

Denn Früchte mit ihrem hohen Fructosegehalt sind tatsächlich nicht schädlich.

Ganz im Gegenteil!

Eine Studie von 2016, die sich über 3-24 Wochen erstreckte, legt nahe, dass ein hoher Verzehr von Früchten bei Übergewicht vielmehr zum Gewichtsverlust führt und über einen längeren Zeitraum vor Gewichtszunahme schützt! Warum?

  • So viele Früchte zu essen, dass die enthaltene Fructose überhaupt in der Leber ankommt, ist gar nicht so einfach. Im besten Fall wird die Fructose bereits im Dünndarm verwertet.
  • Früchte wandern aufgrund des Ballaststoffgehalts langsamer durch den Darm als Sirup und Säfte.
  • Fructose kommt in Früchten nie allein vor, sondern immer zusammen mit Glucose, was einen positiven Einfluss auf die Bildung von weiteren GLUT5-Transportern hat.
  • Es ist kaum möglich, mit einer obstreichen Ernährung zu viele Kalorien zu sich zu nehmen. Früchte schmecken nämlich nicht nur süß, saftig und gut, sie machen auch satt.
  • Früchte enthalten neben Fruchtzucker und Ballaststoffen auch Wasser, Mineralien, Spurenelemente und Vitamine, also alles, was der Körper braucht, um sich rundum wohl und fit zu fühlen.
  • In Früchten enthaltene sekundäre Pflanzenstoffe und Antioxidantien haben nicht nur positive Effekte auf das Herz-Kreislauf-System und den Blutdruck, sondern sogar eine präventive Wirkung gegen Krebs.
  • Geringe Mengen Fructose verbessern sowohl bei gesunden Menschen als auch bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 die Glucose-Toleranz und die Blutzucker-Reaktion ohne gesteigerte Insulinsekretion.

Selbst Personen, die sich fast ausschließlich von Früchten ernähren, zeigen keine der genannten Krankheitssymptome. Ihre einzige Herausforderung besteht darin, dass sie ein größeres Auto und einen extra Kühlschrank brauchen oder feststellen, dass wärmere Gefilde für sie besser geeignet wären.

Menschen, die mehrmals täglich Obst und Gemüse essen, erkranken insgesamt seltener. So soll sich das Risiko für Herzerkrankungen, Herzinfarkte und Schlaganfälle deutlich verringern, und sogar Diabetes Typ 2 kann durch eine pflanzliche Ernährung mit Früchten reduziert werden. In verschiedenen Studien konnte bereits gezeigt werden, dass Menschen mit einer pflanzenbasierten Ernährung nicht nur gesünder, ausdauernder und leistungsfähiger sind, sondern auch länger leben.

Früchte bei Fructoseintoleranz

Wenn man an einer Intoleranz leidet, kann man natürlich auch von Obst heftige Bauchschmerzen bekommen. Die Ursache liegt aber häufig nicht am Obst, sondern daran, dass man generell zu viel Fructose zu sich nimmt oder der Dünndarm falsch besiedelt ist. Trotzdem ist es bei einer Fructoseintoleranz natürlich ratsam, Nahrungsmittel mit einem hohen Fructose-Anteil eine Zeit lang zu meiden. Aber selbst dann gilt zu bedenken, dass es durch das völlige Fehlen von Fructose im Speisebrei zu einem Abbau von Transportern kommen und die Intoleranz dadurch verstärkt werden kann. Deshalb wird auch bei einer Malabsorption geraten, nicht völlig fructosefrei zu essen. Gerade Früchte sind dann der beste Lieferant.

Heilkraft der Früchte

Früchte haben auch heilende Eigenschaften. So hat die Ananas eine entschlackende sowie eine entwässernde Wirkung durch spezielle Enzyme, die Proteine schneller verwerten und die Fettverbrennung ankurbeln. Äpfel schränken durch enthaltene Pektine die Fettaufnahme ein und fördern stattdessen die Aufnahme von Wasser. Sie enthalten auch den Farbstoff Kreacitin, der den Muskeln bei der Regeneration hilft. So intensivieren sie die Aufnahme von Sauerstoff im Blut, wobei das enthaltene Pektin zusätzlich für ein hohes Sättigungsgefühl sorgt. Bananen enthalten viel Magnesium, spezielle Aminosäuren und vor allem Kohlenhydrate – ein natürlicher Energiespender, der den Insulinspiegel nicht zu schnell in die Höhe treibt. Birnen bringen durch den hohen Gehalt an Ballaststoffen den Stoffwechsel in Schwung. Früchte mit viel Vitamin C wie Kiwis, Orangen und Grapefruits machen nicht nur Keime unschädlich, sondern wirken als Fettverdünner bei der Verdauung. Papayas helfen dem Muskelaufbau auf die Sprünge. Und das ist nur ein kleiner Teil der langen Liste.

Keine Angst vor Früchten!

Man braucht also keine Angst vor Bananen, Birnen und Weinbeeren zu haben. Hat man sie doch, kann das allerdings fatal werden; denn dann würde unser »süßer Zahn« sehr viel wahrscheinlicher zu anderen süßen Dingen wie Schokolade und Bonbons greifen, oder zu übermäßig viel Gekochtem. Nur zwischen die Mahlzeiten gehören Früchte nicht! Denn als Zwischenmahlzeiten führen sie wie andere Nahrungsmittel zu Gärung im Magen.

Eine ideale Ernährung

Auch die Bibel erzählt uns von Früchten. Anders als die heutige Meinung malt sie aber nicht ein Bild vom ungebildeten, steinzeitlichen Menschen mit einer Low-Carb-Paleo-Ernährung. Sie sagt, dass Gott den Menschen am Anfang »nach seinem eigenen Bild schuf« – aufrecht, edel und intelligent – und ihm eine Ernährung gab, die perfekt zu seinen Bedürfnissen passte:

»Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise.« »Und Gott der HERR ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen.« (1. Mose 1, 29 und 2,9) Gemäß der Bibel bestand die ursprüngliche Ernährung der Menschen zum großen Teil aus einer Vielzahl leckerer Früchte. Und ein Blick in die tropische Vegetation lässt uns ahnen, wie viel mehr Vielfalt es damals wohl gegeben hat.

Die Bibel sagt auch, dass Gott einmal eine neue Erde schaffen wird, auf der es keinen Tod, kein Leid und keine Krankheit mehr gibt. Die Menschen werden so schön, kraftvoll und wohlgeformt sein wie am Anfang. Sie werden sich von leckeren Früchten ernähren. Und ganz bestimmt wird man dort weder Kalorien zählen noch auf den Fructosegehalt achten.

Literatur:

C. Jang, S. Hui, W. Lu, A. J. Cowan, R. J. Morscher, G. Lee, W. Liu, G. J. Tesz, M. J. Birnbaum, J. D. Rabinowitz: The Small Intestine Converts Dietary Fructose into Glucose and Organic Acids, in: Cell Metabolism, Band 27, Nummer 2, Februar 2018, S. 351–361, URL: http://www.cell.com/cellmetabolism/retrieve/pii/S1550413117307295?_returnURL=https%3A%2F%2Flinkinghub.elsevier. com%2Fretrieve%2Fpii%2FS1550413117307295%3Fshowall%3Dtrue (Stand: Juni 2020).

John L. Sievenpiper: Fructose: back to the future? in: The American Journal of Clinical Nutrition, Volume 106, Issue 2, August 2017, Pages 439–442, URL: https://doi.org/10.3945/ajcn.117.161539 (Stand Juni 2020).

Luc Tappy: Fructose-containing caloric sweeteners as a cause of obesity and metabolic disorders, in: Journal of Experimental Biology 2018 221, URL: https://jeb.biologists.org/content/221/Suppl_1/ jeb164202 (Stand Juni 2020).

Stephan J. Guyenet: Impact of Whole, Fresh Fruit Consumption on Energy Intake and Adiposity. A Systematic Review, Front. Nutr. 6:66. doi: 10.3389/fnut.2019.00066.

https://www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/fachinformationen/obst-und-gemuese-die-menge-machts (Stand Juni 2020).

https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0130280 (Stand Juni 2020).

https://www.pcrm.org/about-us/staff/hana-kahleova und https://www.nutritioncme.org/ authors/hana-kahleova-md-phd (Stand Juni 2020).

https://en.wikipedia.org/wiki/Adventist_Health_Studies

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Patricia Rosenthal

Redakteurin von »hoffnung HEUTE«