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Ehe und Familie

Lilien statt Disteln

Wie wir unsere Kinder zum Guten erziehen können

Tom ist vier Jahre alt. Und er lutscht immer noch am Daumen. Obwohl Mama ihm doch schon hundertmal gesagt hat, dass er das NICHT tun soll! – Aber dann ist er da, dieser sonnige Tag im Juni. Mama und Papa unternehmen eine Paddelboot-Tour. Natürlich mit Tom! Und der kleinen Schwester, die Mama ganz schön auf Trab hält. Und mit Fips, dem Nachbarhund, der dringend einen Termin im Fitnesscenter bräuchte. Für kleine Helden eine tolle Sache! Den ganzen Tag lang ist der Daumen vergessen. Nur einmal wandert er in den Mund, als Mama und Papa die Sachen ins Auto packen. Langweilig, so eine Prozedur. Aber Mamas freundliches: »Tom, gib mir doch bitte deinen Rucksack!« ruft ihn wieder in die Gegenwart zurück. Seltsam, seitdem sagt Mama immer, wenn der Damen wieder auf Wanderschaft geht: »Tom, gib mir doch bitte ….«, »Tom, schau mal, was wir jetzt machen …« Und seltsamerweise gibt es seitdem immer so viel Spannendes zu tun. Keine Zeit zum Daumenlutschen! Aber jeden Abend, wenn Mama den kleinen Tom lieb in die Arme nimmt und in den Schlaf begleitet, wandert seine kleine Hand … in Mamas große. 

In einem Kind existiert beides: das Gutes und das Böse. Das weiß jeder, der etwas mit Kindererziehung zu tun hat. Und jeder stellt sich die gleiche Frage: Wie kann ich ein Kind zum Guten bewegen? Wie kann ich einem Kind sein schlechtes Verhalten abgewöhnen? In der Bibel steht, dass man das »Böse mit Gutem« überwinden kann (Brief an die Römer 12,21). Kann man das etwa so verstehen, dass man die guten Elemente im Kind in einer Weise kultiviert, dass sie wie eine gesunde Pflanze stark und kräftig werden und das Unkraut, also die schlechten Dinge, verdrängen? Ja! – Ist der Herzensboden eines Kindes gefüllt mit gutem Samen, gibt es keinen Platz für das Unkraut des Bösen.

Viele Eltern haben dieses Ziel. Aber der Zweck heiligt nicht alle Mittel. Viele meinen, Gutes würde entstehen, indem man dem Kind verbietet, etwas Schlechtes zu tun. Sie sehen ihre wichtigste Aufgabe darin, Autorität auszuüben und dem Kind zu befehlen, dies oder das zu tun oder das eine oder andere zu lassen. Für andere ist es scheinbar ganz klar: Kinder neigen von Natur aus zum Guten. Eingreifen müsse man nur, wenn das Kind etwas Schlechtes oder Störendes tut. Wächst dann aber doch hier und da ein wildes Pflänzchen auf, schimpfen, tadeln und strafen sie und meinen, sie könnten das Böse durch Drohungen und Zwang auslöschen.

In Wirklichkeit kann man das Böse aber nur dauerhaft loswerden, indem man es mit Gutem ersetzt. Die Natur mag keine Leerräume. Das Denken will immer mit etwas gefüllt sein. Ist es nicht das Gute, wird es das Böse sein. Durch Verbote und Strafen kann man das Böse zwar eine Zeit lang unterdrücken, aber ein unterdrücktes Übel ist noch lange nicht ausgerottet.

Es ist normal und menschlich wahrzunehmen, was nicht richtig läuft, und die Fehler und das Versagen der Menschen um uns herum. Deshalb neigen die meisten Menschen ganz natürlich dazu, das Schwergewicht auf eine negative Erziehung zu legen. »Was für ein ungezogener Junge!«, hört man oft. »Tu das nicht!« »Geh dort nicht hin!« Das sagt sich leicht. Und so sagt man es viel öfter, als dem Kind einen Anreiz zu liefern, das Richtige zu tun, indem man Bedingungen schafft, die zum Guten einladen.

Krümeln statt meckern?

Wie schnell rutscht einem: »Tu das nicht!« heraus, wo das Kind das Verbotene doch noch gar nicht richtig im Griff hat. »Wirf keine Krümel auf den Boden!« »Mach deine Kleidung nicht schmutzig!« Schon kurzes Nachdenken würde uns zeigen: Selbst mit der gründlichsten Anleitung zur Sorgfalt kann das Kind das nicht bewältigen. Nur wenige Erwachsene können einen Keks essen, ohne dabei zu krümeln. Und wenn wir wollen, dass unser Kind sich bewegt, ist es ganz normal, dass es mit Schmutz in Kontakt kommt. Solche Verbote machen das Kind jedes Mal zu einem Gesetzesbrecher, wenn es unseren Wünschen nicht nachkommt, und das passiert sehr schnell und unzählige Male. Damit verliert das Kind immer mehr seinen Respekt gegenüber jeglichem »Vorgesetzten«.

Kritisiert man ständig an einem Kind herum: »Lauf nicht so ungeschickt!«, »Sei doch nicht so ungestüm!«, »Rede nicht so viel!«, »Zappel nicht so herum!«, »Komm hier nicht rein mit deinen schmutzigen Schuhen!« … fördert man damit zu sehr das Kritische in seinem Charakter. Statt andere mit liebevollen Augen zu sehen, beginnt es, die Handlungen anderer übermäßig kritisch zu betrachten. Es nimmt jede Kleinigkeit im Verhalten anderer wahr, die dem Ideal, das wir ihm gesetzt haben, nicht entspricht, und weist uns sehr wahrscheinlich darauf hin. Viele Kinder haben diese Neigung. Mütter und Erzieher ärgern sich darüber, aber nur wenige halten inne und bemerken, dass es auf ihren eigenen Umgang mit dem Kind zurückzuführen ist.

Natürlich möchte eine liebende und fürsorgliche Mutter, dass ihr Kind soweit wie möglich ihren Idealen entspricht. Und wenn sie natürliche und ererbte Neigungen wahrnimmt, die von ihren Idealvorstellungen abweichen, macht sie ihren Gefühlen schnell Luft mit einem: »Lass das!« Doch dabei denkt sie gar nicht daran, was das eigentlich für ihr Kind bedeutet.

Einen jungen Menschen auf guten Bahnen zu lenken, ist nicht einfach. Es liegt so viel an der Mutter, an ihrer Voraussicht, daran, wie sie ihre Worte wählt, ihre Gefühle im Griff hat und wie bereitwillig sie ihren Wunsch nach Ruhe und Bequemlichkeit sowie andere egoistische Neigungen aufgeben kann. Fast möchte man daran verzweifeln.

Fein dosiert ist halb gewonnen

Am besten, man spricht so wenige Verbote wie möglich aus. Kate Douglas Wiggins sagte: »Kann es sein, dass wir unsere Kinder zu oft kritisieren und ständig Fehler finden? Ich wundere mich, wie peinlich genau wir die Wahrheit kennen, wie exakt wir zwischen ›Richtig‹ und ›Falsch‹ unterscheiden und was wir von einem unerfahrenen, jungen Leben alles erwarten. Würden wir uns selbst nur halb so genau und überkritisch beurteilen wie unsere Kinder, dann würden wir feststellen: Wir sind viel schuldiger als sie und müssten sehr oft zu harter Arbeit verurteilt werden! Kindern machen viele, relativ unbedeutende Fehler, und es wäre klug, sie gar nicht erst zu beachten. Es handelt sich um relativ kleine Verfehlungen, unbedeutende Tropfen, die verdunsten, wenn man sie ohne viel Aufhebens in der Sonne liegen lässt. Stellt man sich ihnen aber entgegen, sammeln sie Kraft und werden schnell zu einem unerbittlichen Sturm. Würden wir die kleinen Übertretungen einfach übersehen und still ein Ventil für störende Aktivitäten finden, dann würden die verschiedenen Wünsche und Vorstellungen weniger aufeinanderprallen, und es würde seltener ein unguter Geist aufkommen, der unglaublich an Stärke gewinnt, wenn er einmal in Aktion tritt.« Ellen White sagte dazu: »Oft korrigiert und tadelt man nicht nur schlimme Vergehen, sondern eher unbedeutende Dinge, die man am besten unbemerkt übergehen sollte. Ständiges Kritisieren macht Kinder achtlos und unbeherrscht.«

»Du schaffst das!«

Würden Mütter negative Aussagen ganz aus ihrem Vokabular streichen – außer natürlich wenn es um wirklich wichtige Grundsätze geht – und sie mit Ermutigungen ersetzen, würde sich die Atmosphäre in den meisten Familien heilsam verbessern. Statt zu sagen: »Sei nicht so selbstsüchtig!«, kann man das Kind anhalten, zuerst an andere Menschen zu denken und für sie etwas zu tun. Statt zu sagen: »Rede nicht so viel!«, kann man vorschlagen: »Komm, schauen wir doch mal, ob du jetzt auch schön zuhören kannst?« Statt »Bummel nicht so herum!«, kann man vorschlagen, eine Aufgabe in einer bestimmten Zeit zu schaffen. Statt »Wasser nicht verschütten!«, »Versuch doch mal, das Wasser ganz vorsichtig zu tragen!« usw. Auf diese Weise kann man jedes Verbot in eine Ermutigung verwandeln.

Geben statt nehmen

Möchte sich ein Kleinkind zum Beispiel gerade eine Schere oder ein scharfes Messer schnappen, womit es sich verletzen könnte, kann man seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes richten. Das ist besser als zu rufen: »Finger weg!« So ein Ausruf fixiert die Aufmerksamkeit des Kindes nur um so mehr auf den verbotenen, aber ersehnten Gegenstand, und es will ihn nur umso mehr in seinen Besitz bringen. Springt man zu dem Kind und reißt ihm den Gegenstand aus der Hand, verärgert man das Kleine nur, denn man raubt ihm seinen Schatz und gibt ihm nichts anderes dafür. Kein Wunder, dass es empört aufschreit.

Es gibt zwei Möglichkeiten: Man kann sagen: »Hör auf, im Wasser zu spielen!« oder »Komm doch mal her, mein Schatz, und schau dir die schönen Blumen an!«, während man ihm etwas Schönes über die Blumen erzählt. Bei der zweiten Möglichkeit ist das Wasser völlig vergessen und das Kind ist glücklich. Ein Verbot weckt den Widerstand des Kindes, seinen Widerwillen, seine Hartnäckigkeit. Eine Ermutigung macht es friedlich und ruhig.

Auf den Punkt gebracht

Wie unser himmlischer Vater zwischen Sünde und Sünder unterscheidet, so tun auch wir gut daran, zwischen der Tat des Kindes und dem Kind selbst zu unterscheiden. Hat ein Kind falsch gehandelt, sagt man besser: »Das war jetzt selbstsüchtig und unfreundlich.« statt »Du bist ein ungezogener Junge.« Weiß man genau, was das Kind falsch gemacht hat, kann man ihm leichter zeigen, was es besser machen kann. Genauso funktioniert es beim Ermutigen: Statt zu sagen: »Nun sei ein braver Junge!«, ist es besser, genau zu definieren, zu welcher Tugend man ihn ermutigt: »Lass uns mal sehen, wie freundlich du sprechen kannst, wie still du dich beschäftigen kannst …« Sich konkret und klar auszudrücken, hilft im Umgang mit Kindern sehr. Will man etwas Schlechtes ausmerzen, ersetzt man es am besten durch etwas Gutes. Statt zu sagen »Spiel nicht solche Spiele!«, »Renn nicht so wild herum!« und es dabei zu belassen, kann man Möglichkeiten aufzeigen, was es tun kann, wie es spielen kann, wohin es gehen kann. Und solange es sich nicht selbst oder anderen schadet, ist es besser, wenn es seiner eigenen Neigungen folgen darf. Je seltener man dem Kind in kleinen Dingen widerspricht, desto größeres Gewicht haben dann die wirklich wichtige Aussagen.

Wer ist hier der Schuldige?

Unsere Kinder haben von uns meistens deshalb Kritik und Korrektur zu ertragen, weil wir unseren eigenen Gefühlen Luft machen, weil sie uns stören, auf die Nerven gehen. Oft machen sie gar nichts Schlimmes. Wären wir an der Stelle des Kindes und würden die Sache von seinem Standpunkt aus betrachten, würden wir das erkennen. Aber aus der Sicht des Erwachsenen, durch die Brille unserer Vorlieben und Abneigungen, unserer Bequemlichkeit, unserem Mangel an Geduld, und – ja – unserer Selbstsucht, kritisieren wir oft, wo ein anderer Weg viel besser wäre. Unsere momentane Bequemlichkeit ist uns wichtiger als das zukünftige Wohl unserer Kinder. Es wäre gut zu unterscheiden zwischen Handlungen, die dem Kind schaden, und solchen, die nur uns selbst stören. Dann würden wir nämlich nur einschreiten, wenn es wirklich nötig ist. Und wir würden bedenken, dass unsere Worte mehr Gewicht haben, wenn es nicht zu viele sind.

Wollen wir in unseren Kleinen einen starken, schönen Charakter fördern, der das Gute in jedem Menschen sieht, der auf dem Lebensweg aufwärts und nicht abwärts schaut, der alle in seiner Umgebung aufrichtet und ermutigt, dann ist es gut, sie mit der Atmosphäre einer liebevollen Autorität zu umgeben, in der Ermutigung der leitende Grundsatz ist.

Überwuchertes Unkraut

Neigt ein Kind zu irgendeiner vererbten Krankheit, lässt sich diese oft kurieren, indem man die Situation des Kindes optimal verändert. Ererbte und erworbene geistige oder moralische Neigungen lassen sich ebenso lenken oder in den Schlaf wiegen. Aber Achtung: So etwas dauert! Eine schlechte Neigung lässt sich selten wie Unkraut ausreißen. Aber wir können sie überwuchern lassen. Spenden wir den Sonnenschein der Liebe, den Regen der innigen Zuwendung und den Tau der Ermutigung, dann wird das Gute das Böse im Herzen besiegen. Ellen White sagte: »Eine Mutter kann bei jeder Gelegenheit das gute Verhalten ihrer Kinder loben. Sie kann sie mit anerkennenden Worten und liebevollen Blicken ermutigen. Diese wirken auf das Kind wie Sonnenschein und helfen ihm, Selbstachtung und Charakterstärke zu entwickeln.«

Dr. Abbott sagte: »Der Grundsatz, dass der menschliche Charakter und seine Handlungen dadurch zum Guten geformt werden, dass man das Richtige lobt, statt das Falsche zu kritisieren, gilt für alle Menschen. Jeder Mensch auf der ganzen Welt ist dafür zugänglich. Handelt man danach, führt das in allen gesellschaftlichen Beziehungen zu denselben Ergebnissen. Ein egoistisches Kind animiert man nicht zu großzügigen Taten, indem man ihm Vorhaltungen macht, sondern indem man sein Verhalten beobachtet und nach etwas Ausschau hält, was auf Großzügigkeit hindeutet. Für diese Tat lobt man das Kind. Ist ein Kind nachlässig und pflichtvergessen, kann man es viel leichter anspornen und den Wunsch nach Verbesserung wecken, indem man in seiner Arbeit etwas Gutes findet und das mehrmals erwähnt, damit es sich das nächste mal noch mehr anstrengt. Das ist viel besser, als wenn man die Aufmerksamkeit auf seine Fehler lenkt, wie offensichtlich und kritikwürdig sie auch sein mögen.«

Glaube an dein Kind!

Eines der wirkungsvollsten Elemente in positiver Erziehung ist der Glaube an das Kind – an das Gute in ihm. Es fällt uns leicht, an das Schlechte zu glauben. Für manche Menschen sind Dummheit, Unruhe, ja Bosheit fast ein Synonym für »Kindheit«. Viele Menschen lernen schon in früher Kindheit, dass man so über sie denkt.

Hohe Ideale für kleine Helden

Kinder sollten aber zuallererst an das Gute denken. Geben wir ihnen hohe Ideale, nach denen sie streben können! Erzählen wir ihnen von Männern und Frauen, die mutig, geduldig und selbst- los waren und ihr Leben in den Dienst des Guten gestellt haben. Wir alle haben schon bemerkt, wie Kinder nach einer inspirierenden Geschichte über einen großartigen, guten Menschen eine Zeit lang voller Elan das Gute tun wollten.

Professor O‘Shea sagte: »Das große Geheimnis der Erziehung liegt nach meiner Ansicht in der Fähigkeit auszurichten, zu lenken und das Böses in Gutes umzuwandeln. Es lebt davon, Wege vorzuschlagen, welche die Energie aus den falschen Kanälen holen. Es bedeutet, ein anziehen- des Ideal zu bewerben, ein Ideal, das die jungen Menschen dazu anhält, selbst zu erkennen, was sie da eigentlich tun. Das Geheimnis der Erziehung stellt starke, tugendhafte Persönlichkeiten vor Augen, denen man gern nacheifert – Persönlichkeiten, die positiv und nicht negativ sind, die einen an das denken lassen, was gut und würdig und heilsam ist und nicht das Gegenteil. Dann handeln wir nach dem Grundsatz unseres täglichen Vaterunsers: Führe uns nicht in Versuchung.« Auch ein schlechter Charakter wird edel, wenn man seine Energien in die richtigen Kanäle zu lenkt. Eigenwille und Dickköpfigkeit werden zu Überzeugungskraft und Zielfestigkeit.

Wir Eltern dürfen uns selbst dazu erziehen, mehr über das Gute als über das Schlechte in unserer Kindererziehung nachzudenken. Wenn das Kind etwas gut macht, lassen wir diese Sache einfach in seinem Geist groß werden, indem wir ihm zeigen, wie gut wir das finden, und indem wir anderen, die das Kind gerne hat, davon erzählen. Manche fragen sich, ob sich das nicht schlecht auf das Kind auswirken könnte. Es kann schon sein, dass einige Kinder nur um des Lobes willen so tun, als wären sie brav. Aber selbst das wäre besser, als offensichtlich falsch zu handeln. Und es sollte auch nur selten vorkommen, wenn man überlegt lobt. Auf jeden Fall ist es besser, wenn die Mutter dem Vater das Gute erzählt, was das Kind getan hat, und nicht das Schlechte, was vorgefallen ist. Wenn das Kind sich wirklich Mühe gibt, brauchen wir mit einem »Gut gemacht!« nicht zu geizen. Selbst uns großen Kinder ist es ja in den Ohren willkommen.

Durch Anschauen verwandelt

Um in einem Kind das Gute, Wahrhaftige, Edle und Schöne zu entwickeln, ist beständiger und aktiver Einsatz nötig. Statt immer nur zu sagen, was das Kind nicht tun soll, können wir ihm in den schillerndsten Farben seine Möglichkeiten vor Augen malen. Das können wir dann für es so anziehend machen, so interessant, dass sein Verlangen danach viel größer wird. Indem das Kind über das nachdenkt, »was wahrhaftig, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was wohllautend, was irgendeine Tugend oder etwas Lobenswertes ist« (Brief an die Philipper 4,8), wird es in seinem Verhalten echt werden, denn »durch Anschauen werden wir verwandelt« (Ellen White).

Bitte, tu!

»Mach dich nicht schmutzig!» »Sei nicht so laut!«
»Lauf nicht so langsam!« »Bitte reg dich nicht auf!«
»Lutsch nicht am Finger!« »Und kippel nicht rum!«
»Steh nicht im Wege!« »Bitte red nicht so dumm!«

»Zerkratz nicht die Möbel!« »Weck die Schwester nicht auf!«
»Zerbrich nicht die Vase! Oh, ich warte nur darauf!«
»Iss nicht die Kekse!« »Zieh der Katz’ nicht am Schwanz!«
»Verscheuch nicht die Hühner und auch nicht die Gans!«

Den ganzen Tag lang, glaub mir’s, gibt’s andres als das:
»Sei nicht dies, sei nicht jenes« »Tu nicht dies, tu nicht das!«
Doch einmal, so hoff ich, spricht jemand mir zu,
Und sagt mir ganz freundlich: »Mein Liebling, bitte, tu!«

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