Verlockendes Angebot
Als 19-Jähriger lernte ich ein Mädchen kennen. Die erste Liebe, sagt man. Wir waren jung; sie war 17, ich 19. Ihre Mutter hatte zwei Bordelle in der Stadt. Ich war gelernter Kellner mit Meisterprüfung, und da lag es natürlich nahe, dass ich in einem dieser beiden Lokale arbeitete. Das habe ich dann zwei Jahre lang getan.
Nach diesen zwei Jahren bekam ich von eben jener Mutter meiner Lebensgefährtin das Angebot, eines der beiden Lokale zu übernehmen. Dieses Bordell war vom Konkurs bedroht, weil es kaum Damen gab, und ein Nachtlokal ohne Damen – das funktioniert natürlich nicht.
Ich überlegte. Ich überlegte sehr lang. Ich war schon in verschiedenen Gastronomiebetrieben tätig gewesen und träumte davon, irgendwann selbst einmal größer einzusteigen. Ein eigenes Café in der Stadt – das hätte schon genügt. Auch hatte ich trotz der miesen Einnahmen im Bordell den Eindruck gewonnen, dass man hier richtig viel Geld machen könnte, wenn man es nur richtig anpackte. Intuitiv spürte ich, dass ich aus diesem Lokal etwas machen könnte. Wie, wusste ich nicht, aber irgendwie würde es funktionieren.
Aber mir war natürlich klar: Wenn man in diese Szene einsteigt, spaziert man nicht einfach so rein und sagt: »Hallo Leute, ich bin da!« Man begegnet da Typen, denen man nicht begegnen möchte: Straftätern, Dieben, Mördern, Zuhältern, Drogendealern. Lügen, Betrug, Mord – alles war dabei. Auch die eigene Moral stellt man infrage, wenn man sich entschließt, in so ein Milieu einzutauchen. Ich war damals 21 Jahre alt – fast ein Kind. Aber mein Ehrgeiz lockte mich!
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