Adobe Stock - János Rátki
Gedichte Innere Heilung

Das Glas

Ein Gedicht von EDWARD ROSENTHAL

Ein schönes Glas, kunstvoll gestaltet, das war ich;
So fein geschliffen, sonnenklar.
Ganz rund und rein und wirklich meisterlich;
So tief und fest und stark und wahr.

Das war mein Leben und das war sein Zweck. –
Ein Feind jedoch, der warf es weg,
Dass es in tausend Scherben sprang –
Ein teuflisch Werk, dass es gelang.

Und jede einzelne Scherbe
Hinterließ eine Kerbe.
Und am kranken Herzen
Nagten tausend Schmerzen.

Ich saß allein, ich saß im Staub.
Vor Kummer war ich krank und taub.
Die Zeit verging, der Schmerz, der blieb.
Und keinen gab’s, der ihn vertrieb.

Da ging ich zu dem Glaser hin
Mit allen meinen Scherben.
Nichts andres hatte ich im Sinn,
Als wieder neu zu werden.

Er nahm die Scherben in die Hand.
Und wunderbar gewandt
Macht er aus vielen Stücken eins.
Ich war erstaunt über mein Glück!
Des Glasers wunderlich Geschick!
Es fehlte keins.

Lesen Sie die vollständige “hoffnung HEUTE” Zeitung.

Edward Rosenthal

Freier Autor und Musiker. Er lebt seit über 20 Jahren mit seinem Bruder Enrique in Bolivien.